Die serbischen Weine betreffend – von Christy Canterbury
Mein erstes Mal mit serbischen Weinen war vor zwei Jahren auf der Balkans International Wine Competition. Eine Entdeckung die mehr war, als nur einige neue und aufregende Weine; es war die Geschichte einer Rennaissance von Weingärten, Rebsorten und einer alten Weintradition.
Während der letzten 15 Jahre – in einer Zeit, in der sich Serbien nach dem Zusammenfall Jugoslawiens wieder erholte – haben die Winzer und Winzerinnen das Qualitätsstreben enorm erhöht und in Weingärten und Keller investiert. Und die Fortschritte sind groß genug, dass sie die Aufmerksamkeit der Weinwelt verdienen.
Manche serbischen Winzer haben bei Null angefangen, viele Weingärten waren zerstört oder zu lange vernachlässigt. Aber ihre Hingabe zur Reviatlisierung ist unermüdlich. Aufgrund ihres Einsatzes ist auch das serbische Agrarministerium auf den Plan gekommen, die Weingesetze und die regionalen Klassifizierungen zu reformieren. Es lohnt sich und ist vonnöten, denn die alten Weingesetze stammen aus den 1970er Jahren, also lange vor dem Fall des Sozialismus. In jener Ära stand die Quantität über der Qualität der Weine: riesige Kooperativen pumpten Wein für das Gemeinwohl durch ihre Schläuche.
“Im Sozialismus stand die Quantität über der Qualität der Weine: riesige Kooperativen pumpten Wein für das Gemeinwohl durch ihre Schläuche.”
Serbien liegt im Herzen des ehemaligen Jugoslawiens. Laut dem Oxford Companion to Wine, hat es ein Drittel aller ex-Jugoslawischen Weine produziert (Stand 2002). Dabei sollte nicht vergessen werden, dass das ehemalige Jugoslawien ein wichtiger Produzent zur sozialistischen Blütezeit in den 1970er Jahren war und zu den 10 wichtigsten Weinländern der Welt gehörte.
Das mag für viele überraschend kommen, die sich mit der Region nicht befasst haben. Aber Serbien produziert seit weit mehr als 1000 Jahren Wein. In manchen Ostblockstaaten reicht die Weinbaugeschichte gar mehrere tausende Jahre zurück. Heute hat Serbien ungefähr 70.000 Hektar Wein. Private und kleine Familienunternehmen bilden heute die Grundlage des Weinanbaus. Sie befriedigen vor allem den inländischen Bedarf und exportieren weniger als 10% ihrer Produktion. Die meisten Exporte bleiben bisher in den Balkanstaaten, aber es gibt ambitionierte Produzenten, die die Weltbühne bereits betreten haben.
“Obwohl mehr weiße Sorten gepflanzt werden als rote, leuchtet das serbische Weinbautalent am hellsten bei den Rotweinen auf.”
Die meisten serbischen Weingärten liegen eingebettet in verschiedene Täler in einem 300km Radius der Hauptstadt Belgrad. Weiße Sorten stehen für zwei Drittel aller Weingärten, rote Sorten – natürlich – für den Rest. Eine große Vielfalt an Rebsorten inkludiert die internationalen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Sauvignon Blanc und Chardonnay. Am meisten faszinieren mich aber die lokalen Rebsorten. Es gibt auch wunderbare Cuvees, die beides beinhalten. Obwohl mehr weiße Sorten gepflanzt werden als rote, leuchtet das serbische Weinbautalent am hellsten bei den Rotweinen auf.
Prokupac
Der König der serbischen Rotweine ist unbestreitbar der Prokupac (sprich Pro-ku-patz). Er wächst hier überall und das schon seit einer langen Zeit – seit dem Mittelalter. Groß in Farbe, Würze und Säure, wird er alleine oder als Cuvee in die Flasche gebracht.
Tamjanika
Wie Prokupac ist Tamjanika lange etabliert. Als Mitglied der Muskat Familie, kommt er möglicherweise aus dem süden Frankreichs. Aromatisch und würzig, ist er über die weit mehr gepflanzte Smederevka Traube zu stellen.
Smederevka
Der Name Smederevka leitet sich von der Stadt Smederevo ab, die südlich von Belgrad an der Donau liegt. Neutral im Charakter und mit kräftigem Alkohol und Säuregehalt, wird die Rebsorte meist mit anderen gemischt, die mehr Charme besitzen.
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Hier sind meine Empfehlungen für serbische Weine:
– Aleksandrovic 2011 Pinot Noir Trijumf
– Aleksandrovic 2012 Trijumf Gold
– Vino Budimir 1878 2007 Svb Rosa
– Vino Budimir 1878 2009 Riesling Margus Margi
– Vino Budimir 1878 2011 Tamjanika Zupska
– Milijan Jelic 2011 Morava
– Matalj Vinarija 2012 Sauvignon Blanc Terasa
Text: von Christy Canterbury, im original erschienen bei snooth – DRINK GREAT WINE übersetzt von Lukas Ertl.
Photo: © Michael Seto
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